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Interview mit Heike Schönemann - GONSO-Schnitttechnikerin

Weil sich jeder Wohlfühlen soll

Weil sich jeder Wohlfühlen soll

GONSO. SITZT. PERFEKT. - hinter diesem Versprechen steckt jahrzehntelange Passformexpertise. Dafür ist bei GONSO Heike Schönemann zuständig. Die Schnitttechnikerin ist absolute Expertin im Bereich Fahrradbekleidung und sorgt dafür, dass jede Fahrradhose perfekt sitzt. Im Interview gibt sie tiefe Einblicke in ihre Arbeit und die Passformexpertise von GONSO.

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Welche Größenrange bietet GONSO für Damen und Herren an? Erstreckt sich diese sich über die gesamte Kollektion oder gibt es Ausnahmen?


Für Damen bietet GONSO die gesamte Kollektion in den Größen 34-52 an. Einige Hosenmodelle führen wir ergänzend in den Kurzgrößen 18-26.

Für Herren geht die Range von: S-6XL. Einige Artikel fertigen wir darüber hinaus auch in Kurz- und/oder Langgrößen: K24-K33 und L94-L118.
GONSO hat sich zu einem sehr breitbandigen Größenspezialisten entwickelt. Wir möchten alle Menschen motivieren sich zu bewegen und sie unterstützen etwas für ihre Gesundheit zu tun. Es ist uns wichtig niemanden auszugrenzen. Unabhängig ob groß oder klein, kompakt oder schmal - jeder soll bei GONSO die gleiche, große Auswahl und die Möglichkeit haben seine persönlichen Lieblingsteile auszuwählen. Prämisse ist, dass sich jeder in unserer funktionellen Radbekleidung wohlfühlt und das Radfahren in vollen Zügen genießen kann.

An welchen Kriterien orientiert sich GONSO bei den verschiedenen Kleidergrößen und warum?


Für die Größenfixierung unsere Damenkollektion kooperieren wir mit den Hohenstein Instituten und orientieren uns an deren professionellen Daten. Diese Werte liegen permanente statistische Reihenmessungen zugrunde. Das heißt, zur Ermittlung werden mittels modernster 3D-Technologie circa 10.000 Frauen mit ihren exakten Körpermaßen erfasst und analysiert. Diese Werte werden kontinuierlich adaptiert – da wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren signifikante Einflüsse auf Körperformen und -maße haben.
Bei den Herren setzen wir auf unsere jahrzehntelange Expertise und Kompetenz in Passform und Schnitt-Technik. Auch in diesem Bereich überprüfen und passen wir unsere Größen stets den veränderten Faktoren an.

 

Gibt es einheitliche Vorgaben (auf nationaler, europäischer oder internationaler Ebene), die zugrunde gelegt werden oder existiert so etwas nicht?

 

Die Körperformen und -größen sind weltweit sehr unterschiedlich. Um den verschiedensten internationalen Märkten gerecht zu werden, sollten unbedingt diese unterschiedlichen Vorgaben beachtet werden. Wir bei GONSO konzentrieren uns vertrieb-mäßig auf die europäischen Märkte und fokussieren uns deshalb auch auf die entsprechenden europäischen Schnitte.
 

fahrradfahrerin mit radjacke und ebike
Es gibt verschiedene Größenangaben (S, M, L, XL oder auch 34, 36, 38 ...) – warum ist das so, worin liegt der Unterschied?


In der Damenkollektion setzt GONSO setzt auf die klassischen Konfektionsgrößen. Diese sind wesentlich detaillierter, individueller und passgenauer. Grund ist, dass die Gradiersprünge zwischen den einzelnen Größen wesentlich geringer sind (beispielsweise liegt der Unterschied pro Größe bei der Oberweite bei circa 4-6 cm).



Gibt es Größenunterschiede zwischen Jacken, Shirts, Westen und Hosen? Sprich: Fällt eine Hose in L beispielsweise im Verhältnis vom Schnitt größer als ein Trikot aus?


Eine Größe basiert bei GONSO immer auf identischen Werten - unabhängig von Layer oder Kategorie des Kleidungsstücks. Sprich eine Größe zieht sich komplett durch, von der Unterwäsche über die Trikots, zu den Westen und Jacken, bis hin zu sämtlichen Hosen. Wir adaptieren ausschließlich die Weiten, um den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Aktivitäten gerecht zu werden – hier differenzieren wir in: Loose Fit, Semi Fit und Tight Fit.
Die Körperproportionen und Geschmäcker sind darüber hinaus sehr individuell und das ist das Spannende. Es gibt beispielsweise Männer, die von der Statur her grundsätzlich sehr schlank sind, aber einen größeren Bauchumfang haben und deshalb bei Hosen M tragen und in den Oberteilen L benötigen oder sich in einer Nummer größer einfach wohler fühlen. Ebenso gibt es Frauen, die kräftigere Beine, aber einen extrem schlanken Oberkörper haben.

 

Differenziert GONSO bei den Größen auch innerhalb der einzelnen Kollektionen? So, dass eine Person beispielsweise in der Rad-Touring Kollektion M braucht und im Rennrad-Bereich S oder L?


Nein, GONSO differenziert bei den Größen auch nicht innerhalb der einzelnen Kollektionen oder Kategorien. Unterschiede gibt es, wie bereits oben beschrieben, ausschließlich in der Weite, sprich vom Fit. Das persönliche Empfinden spielt eher eine Rolle, aber da kann jeder individuell entscheiden in welcher Größe er sich wohlfühlt. Ob das Rennrad Trikot sportlich stramm sitzen soll oder es lieber etwas weiter und somit eine Nummer größer gewählt wird.
 

rennradfahrer radtrikot herren
Wie können Radfahrer herausfinden, welche Größe für sie richtige ist, sprich: Welche Maße sind für relevant für Oberteile, welche für Hosen? Welche Rolle spielt der Einsatzzweck und die Sitzposition?


Wir haben eine Grafik entworfen, an der sich jeder orientieren und mit den Vorgaben selbst vermessen kann. Die ermittelten Werte können mit den von uns zur Verfügung gestellten Tabellen verglichen werden, um zuverlässig die Größe zu ermitteln.
Der Einsatzzweck, beziehungsweise die Sitzposition spielt bei Fahrradbekleidung eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grund fitten wir alle Schnitte an unseren Models, in Position, auf dem Fahrrad. Beispielsweise wird bei einem sitzenden und tretenden Po eine Mehrlänge von 7 cm, im Vergleich zur stehenden Position, benötigt.
Auch der Rücken muss durch die auf dem Fahrrad eingenommene, nach vorne gebeugte Position länger ausfallen und die zum Lenker gestreckten Arme benötigen ebenfalls etwas mehr Länge, als nach unten positionierte.

 

Gibt es Produktionseinflüsse, die sich auf die Konfektionsgrößen auswirken? Lassen sich gewisse Materialien einfach nicht in bestimmten Größen/Formen verarbeiten? Welche Herausforderungen müssen bedacht werden?


Durch unser Know-how und die Schnittexpertise haben wir enorm viel Erfahrung und wissen genau, wie viel Stoff für Nähte, etc. einkalkuliert werden muss, damit das fertige Produkt stimmig und funktional ist, dass es exakt der vorgegebenen Größe entspricht. Durch unsere eigenen Produktionsstätten, in denen wir glücklicherweise eine sehr geringe Mitarbeiter-Fluktuation haben, können wir unsere Näherinnen sehr gut aus- und weiterbilden, um den Herausforderungen elastische Stoffe zu verarbeiten oder Sitzpolster exakt und passgenau einzunähen, gerecht zu werden. Diese Kompetenz ist immens wichtig, um qualitative, hochwertige Produkte zu produzieren.

 

Inwiefern werden Schnitte und Konfektionsgrößen bewusst zum Brandmodeling eingesetzt? Verwendet GONSO z.B. legere Schnitte, um sich als lässige oder freizeitorientierte Marke zu positionieren oder sehr schmale Schnitte, um sich als Brand für sehr sportive Fahrer zu präsentieren?


Mit unseren Kollektionen fokussieren wir folgende Disziplinen: Rad-Touring, Mountain-Bike und Rennrad. Unsere Hauptzielgruppe sind genussorientierte Radfahrer, die eher legere Produkte präferieren. Im Rennrad-Bereich ist auch unsere Kollektion sportlicher, körpernaher geschnitten, als in den übrigen Kategorien.



 

radhose rennradfahrer von hinten sitzpolster
Warum gilt die Radhose als das komplexeste Fahrradbekleidungsstück?


Die Radhose ist das komplexeste Bekleidungsstück, da sie vielen, teilweise konträren Faktoren gerecht werden sollte. Während des Fahrens ist sie zum einen, einem hohen zentrierten Druck ausgesetzt und gleichzeitig wird sie zusätzlich durch die permanente Bewegung beansprucht. Das Polster soll diesen Druckpunkt bestmöglich kompensieren und dämpfen, was allerdings nicht zulasten des guten Sitzgefühls und dem direkten Kontakt gehen darf. Insgesamt sollte die Hose komfortabel sein, genügend Bewegungsfreiheit bieten und in jeder Position optimal sitzen.

Dafür ist eine perfekte Passform notwendig, die wiederum essenziell von einer exakten und clever gewählten Nahtführung und Nahttechnik abhängig ist. Die optimale Platzierung der möglichst flachen Nähte erfordern eine hohe Expertise. Jedes kleinste Detail ist mitentscheidend, ob die finale Hose komfortabel ist oder nicht. Deshalb dürfen die Beinabschlüsse weder einschneiden noch sich aufrollen und der Bundabschluss am Bauch sollte weder einengen noch rutschen – alles sollte exakt in Position bleiben.

Zusätzlich müssen die anatomischen, geschlechterspezifischen Unterschiede, aber auch die unendlich vielen individuellen Körperformen und Maße berücksichtigt werden.
Um diesen komplexen Herausforderungen gerecht zu werden - das perfekte Zusammenspiel aus Material, Schnitt, Nahtführung, Nahttechnik akribisch aufeinander abzustimmen - bedarf es sehr viel Erfahrung und Know-how. GONSO setzt sich bereits seit Jahrzehnten intensiv mit diesen Themen auseinander, investiert in diesen Bereich und arbeitet permanent an Weiterentwicklungen. GONSO ist bekannt für seine vielfältigen, innovativen Lösungen und Varianten und hat sich als Radhosenexperte seinen Namen gemacht.



Worauf muss bei der Entwicklung einer Fahrradhose besonders geachtet werden?


Generell ist die optimale Positionierung aller Details wichtig. Die Positionierung der Nähte, sprich die Nahtführung ist verantwortlich, dass die Hose perfekt sitzt und optimal geformt ist. Es ist wichtig, dass die Nahtführung strategisch gewählt wird - an Stellen, an denen sie keine Reibung erzeugen kann. Darüber hinaus muss das Sitzpolster an der exakt richtigen Stelle positioniert sein. Es darf weder zu weit vorne noch hinten platziert sein – das wäre kontraproduktiv und würde schmerzhafte Scheuerstellen durch die Reibung verursachen. Zusätzlich wird das Material und der Schnitt entsprechend dem Einsatzzweck gewählt.

bikebekleidung für frauen

Was macht eine perfekte Passform bei einer klassischen, enganliegenden Radhose aus?


Sie muss faltenfrei und eng wie eine zweite Haut sitzen, damit keine Reibung entsteht. Verantwortlich für die perfekte Form sind Schnitt, Nahtführung, Nahttechnik und Material.
Um die gute Passform auch langfristig zu gewährleisten, muss das Material hochwertig, bewegungselastisch aber auch formstabil sein.



Warum gibt es unterschiedliche Radhosentypen?


Jede Zielgruppe – ob Rennradfahrer, Mountainbiker oder Rad-Touring-Fahrer hat unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche an Schnitt, Passform, Ausstattung, Material und Sitzpolster. Auch macht es einen Unterschied ob jemand Gelegenheitsradfahrer oder Vielfahrer ist und ob eher Lang- oder Kurzstrecken absolviert werden.
Um eine möglichst breite Zielgruppe bedienen zu können, verfolgen wir unterschiedliche Konzepte. Den unterschiedlichen Sitzpositionen werden wir zum Beispiel mit unserem SITIVO Radhosen-Konzept gerecht, das dem Kunden die Wahl aus drei unterschiedlich aufgebauten Polsterarten und verschiedenen Hosenarten (Tight, Bib, Shorts) gibt.
Mit unseren neu gelaunchten, innovativen SQlab Fahrradhosen verfolgen wir eine komplett andere Strategie. Die Polster sind wesentlich dünner und straffer. Sie nehmen die ungewünschten Scherkräfte, durch das auch im medizinischen Bereich eingesetzte TPE-Gel, auf und bieten einen direkteren Kontakt. Sie eignen sich disziplinenübergreifend und sind, da sie die Reibung breitflächig reduzieren wahre „Problemlöser“.
Grundsätzlich hängt vieles von den persönlichen Empfindungen, sowie individuellen Anforderungen und Wünschen ab. Die „eine perfekte Radhose für alle“, wird es nie geben. Deshalb können Zielgruppen-Empfehlungen ausgesprochen werden, aber um die für sich optimale Radhose zu finden, sollte möglichst jeder verschiedene Modelle ausprobieren.

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